Mutlosigkeit statt Grenzüberschreitung – Leserbrief

Mit Bedauern und großer Enttäuschung haben die Besucherinnen und Besucher des kurzfristig abgesagten „Konzerts für den Frieden“ in der Ulu Moschee Sindelfingen und auch die Grüne Fraktion im Gemeinderat letzten Sonntag reagiert. Dieses seit langem geplante Friedenskonzert im Rahmen der Biennale 2023 ist nach dem Zeitungsbericht und auch unseren Informationen äußerst kurzfristig, ohne Rücksprache mit dem Biennale-Kuratorium wohl nur wegen wenigen Gegenstimmen im Gemeinderat von der Stadt abgesagt worden. Grund für die Absage soll der einmalige öffentliche Gebetsruf eines Muezzins im Rahmen dieses Konzerts gewesen sein.

Man reibt sich die Augen! Die diesjährige Biennale steht unter dem Motto „Vielfältiges Sindelfingen“. Zum Friedenskonzert ist im Programmheft zu Recht angekündigt, dass bei einem Konzert in einer Moschee Grenzüberschreitungen gewagt werden. In einer Moschee ist nämlich Gesang, wie wir ihn aus unseren christlichen Kirchen kennen, verpönt. Es wäre also ein spannendes und lohnendes Experiment, wenn klassische europäische Kompositionen auf der Grundlage der Psalmen des Alten Testaments mit entsprechenden Versen des Korans kombiniert würden. Statt dem Wagnis „Vielfalt“ haben wir jetzt aber leider Kleingeist und Mutlosigkeit gesehen. Und das in einer Zeit, wo Frieden (auch zwischen den Religionen) und Zusammenhalt der Bürgerschaft einen besonderen Stellenwert haben sollten. Wir Grünen fordern deshalb eine baldmögliche Wiederholung dieses Friedenskonzertes auch außerhalb der Biennale und hoffen, dass die Beteiligten über ihren Schatten springen können.

Ulrich Hensinger, Maichingen, Stadtrat Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

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